Die Bibel erzählt wunderbare Freundschaftsgeschichten!

Zum Beispiel die von David und Jonathan: David war ein junger Hirte und von Gott dafür auserwählt, eines Tages König über Israel zu werden. Jonathan dagegen war der Sohn des jetzigen Königs und stand damit in der Thronfolge. Die beiden waren also klare Rivalen! Doch sie wurden Freunde. Die besten! Ihre Freundschaft überwog alles: die eigene Zukunft und Jonathans rachlustigen Vater und König. David und Jonathan standen füreinander ein, auf Leben und Tod. Aus heutiger Sicht klingt ihre Freundschaft für viele sogar mehr nach Liebe als nach platonischer Freundschaft. Eindeutig beantworten lässt sich das nicht. Auf jeden Fall wird klar, dass hier zwei Männer alles füreinander geben! Diese Geschichte hat großes Dramapotential und zeichnet ein heldenhaftes Bild von Freundschaft.
Ganz anders verhalten sich die Freund*innen von Jesus. Sie hatten sich als Jünger*innen ganz bewusst Jesus angeschlossen, der durchs Land zog, um den Menschen von Gott zu erzählen. Doch als es hart auf hart kommt und Jesus verhaftet wird, hält keine*r zu ihm. Auch sein Jünger Petrus nicht. Dabei hatte er Stunden zuvor großspurig behauptet:

»Auch wenn sie sich alle von dir abwenden – ich nicht!«
Mk, 14,29

Aber jetzt ist Jesus verhaftet und Petrus leugnet, ihn überhaupt gekannt zu haben. Und dann nimmt er Reißaus wie alle anderen Jünger*innen. Sie haben Angst selbst verhaftet zu werden.

Die beiden Geschichten erzählen die Extreme: Freundschaft als Füreinandereinstehen in der größten Gefahr und Freundschaft, die den anderen im Stich lässt. Und gerade damit sind sie unseren echten Freundschaftsgeschichten so nah! Wir haben ein Idealbild von Freundschaft im Kopf: Beste Freund*innen halten zusammen. Wenn's drauf ankommt, sind sie immer füreinander da. Doch das schaffen wir nicht: Wir haben nicht immer Zeit, haben nicht immer das richtige Gespür dafür, wenn unser*e Freund*in uns braucht. Manchmal fehlt uns auch der Mut, heikle Themen anzusprechen. Dinge, die man als beste*r Freund*in unbedingt sagen sollte, von denen wir aber genau wissen, dass unser*e Freund*in sie gar nicht hören will. Idealbild und Wirklichkeit können weit auseinander liegen.

Die biblische Geschichte hat darauf eine megamäßige Antwort! Jesus zeigt uns, was Freundschaft ausmacht. Seine Jünger*innen haben nicht zu ihm gehalten. Trotzdem kündigt er ihnen nicht die Freundschaft. Jesus hat Verständnis für Petrus und die anderen und ihre Angst. Er vergibt ihnen. Und so kann ihre gemeinsame Geschichte weitergehen. Das ist die beste, entlastendste Vorlage für unsere Freundschaften! Wir wären gerne perfekte Freund*innen. Wir sind es nicht immer. Doch Freundschaften können das aushalten. Und genau das macht Freundschaft aus!